Halbgötter in Haftung - Praxis-Patzer vor Gericht
Shownotes
Paragrafen statt Pflaster. Schriftsätze statt Spritzen. Wiebke Düsberg aus Hamburg kümmert sich um Klagen gegen Kittel. Die Fachanwältin für Medizinrecht gibt sich gelassen vor Gericht – auch bei Zwiebeln als Zaubermittel oder Zahnarztbesuchen mit Fingerbruch-Bonus. Und ein „Never Event“ ist keine Party, bei der man dabei sein möchte… Dieses gutgelaunte Gesetzes-Geplapper ist die „Behandlungsfehlerbegutachtung“ für Beweislustige.
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Transkript anzeigen
00:00:01: Notaufnahme.
00:00:02: Die lustigsten Patientengeschichten.
00:00:16: Guten Tag, ich bin Ralf Potsus und in diesem Podcast erzählen Mitarbeiter aus Krankenhäusern, Arztpraxen oder Kliniken ihre lustigen Geschichten, die sie mit den Menschen erleben, die sie behandeln.
00:00:28: Heute geht es um Medizinrecht.
00:00:32: Keine Sorge.
00:00:34: Das ist nicht Dröge, wir machen das ja lustig.
00:00:38: Bei mir ist Wiebke Duisberg aus Hamburg.
00:00:41: Moin!
00:00:41: Hi, ich freu mich, dass ich da bin.
00:00:44: Du bist seit zehn Jahren Rechtsanwältin, Fachanwältin für Medizinrecht und arbeitest in der Rechtsabteilung eines großen deutschen Krankenhausträgers.
00:00:52: Nebenher bist du ehrenamtlich tätig als Rettungssanitäterin, damit die Paragrafen quasi Hand und Fuß haben.
00:01:00: oder vielleicht besser blutige Hände und Füße.
00:01:03: Manchmal auch das, ja, richtig.
00:01:05: Bei Medizinrecht denkt man ja so als erstes an Arzthaftung, also Behandlungsfehler und so was.
00:01:11: Wie viele falsch abgesegte Beine musstest du schon verteidigen?
00:01:15: Also, falsch abgesegte Beine hatte ich noch nicht, aber tatsächlich schon die falsch operierten Beine.
00:01:21: Das ist ein sogenanntes Never-Event, das darf nicht passieren, das passiert auch in der Regel nicht, aber ja, auch das ist mir tatsächlich schon auf den Tisch gekommen.
00:01:29: Nicht nur beim Arzt, der ist auf dem Tisch oder bei der Ärztin, sondern kommt es dann auch bei dir noch auf dem Tisch.
00:01:34: Es
00:01:34: kommt dann auch bei mir auf den Tisch, bei mir landet es dann als Akte, ganz genau so.
00:01:37: Und ist diese Akte dann so ein klassischer Behandlungsfehler?
00:01:41: Also das falsch operierte Bein wäre natürlich ein klassischer Behandlungsfehler, absolut.
00:01:46: Das darf nicht passieren, aber bei mir landen auch ganz andere Akten, sag ich mal, oder Fragestellungen.
00:01:51: Also das Medizinrecht ist ein superweites Feld.
00:01:55: Genauso wie du sagst, denken die allermeisten Leute zuerst an Behandlungsfehler.
00:01:59: Ja, auch das bearbeiten wir, aber eben auch viel strategische Entscheidungen.
00:02:03: Wie müssen wir unsere Krankenhäuser fit machen für die Krankenhausreform?
00:02:07: Welche Kooperationsformen kann man finden?
00:02:10: Wie kann ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis rechtssicher betrieben werden?
00:02:14: Und all das beraten wir den ganzen Tag.
00:02:16: Sollte man die Grube vor der Arztpraxis einfach mal noch zuschütten oder so lassen?
00:02:22: Also, ich sag mal, wenn sie tief genug ist, dass die Leute so tief reinfallen, dass man sie nicht wiederfindet, kann man sich so lassen.
00:02:28: Dass sie nicht mehr klagen können, dann.
00:02:30: Ja, das könnten natürlich die Angehörigen dann immer noch tun, aber... Verdammt,
00:02:33: alle rein ins Loch fertig.
00:02:35: Ja, alle rein ins Loch fertig.
00:02:36: Da kommen wir jetzt dann zu den sogenannten Verkehrssicherungspflichten, schönes Wort.
00:02:41: Ja, siehst du, was gibt's noch so für schöne Wörter?
00:02:43: Solange bürokratische Paragrafenwörter, Juristen Deutsch.
00:02:47: Es gibt herrliche Wörter im Juristen Deutsch.
00:02:49: Das Problem ist, mir fallen die gar nicht so auf, weil ich die jeden Tag benutze.
00:02:51: Ich merke es immer erst, wenn jemand anderes drüber lacht.
00:02:54: Also zum Beispiel beschäftige ich, ich sagte ja gerade schon die Krankenhausreform.
00:02:57: Wir beschäftigen uns aktuell sehr viel mit dem KHVVG.
00:03:00: Das ist das so genannte Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz.
00:03:03: Ein schönes Wort.
00:03:05: Ja, herrlich.
00:03:05: Und diese Gesetzen heißen mittlerweile auch immer alle das Gute-Kita-Gesetz und sowas.
00:03:09: Das ist das neue, tolle, super-duppi-Krankenhaus-Refirmchen.
00:03:12: Herrlich, genau.
00:03:13: Alles wird immer besser und alles soll noch weiter die Versorgung stärken und verbessern, ob das immer so ist, das sei an dieser Stelle mal dahingestellt.
00:03:21: Aber du wolltest eben noch etwas weiter erzählen wegen der Grube, glaube ich, damit ich jetzt so unterbruche.
00:03:24: Ach, die Grube,
00:03:25: ja richtig, genau.
00:03:26: Wer anderen eine Grube grebt, genau die Verkehrssicherungspflichten.
00:03:28: Also nein, ich würde meinen Mandanten immer dazu raten, wenn ihr irgendwelche dicken, tiefen Gruben vor eurer Arztpraxis habt, dann schüttet die vielleicht zu oder stellt jedenfalls ordnungsgemäße Beschilderung auf, damit niemand in die Grube fällt.
00:03:40: Der klassische juristische Rat ist aber doch immer, lieber nicht machen.
00:03:44: Punkt.
00:03:44: So, also dafür musst du jetzt hundert Jahre Jura studieren, um einfach immer zu sagen, nee, mach's mal lieber nicht.
00:03:49: Das wäre aber doof, also gerade als Syndikusrechtsanwältin, also so nennt man Rechtsanwälte, die in einem Unternehmen angestellt sind und für dieses Unternehmen tätig sind, wollen wir ja nicht als Verhinderer wahrgenommen werden.
00:03:59: Denn das Problem ist, wenn ich immer nur sagen, das geht nicht, dann fragt mich irgendwann keiner mehr, dann machen die Leute einfach alles und machen dabei ganz viel Unsinn.
00:04:06: Das ist doof, das möchte ich gern verhindern, weil dann muss ich halt hinterher die Leute wieder aus Agrube holen, wenn sie erst mal reingefallen sind.
00:04:13: Also, nein, sehe ich es schon als meine Aufgabe, auch Wege zu finden, wie man Dinge machen kann.
00:04:17: Und sage mal, wenn ihr irgendwelche Projekte habt, irgendwas entwickeln wollt, bindet mich gerne frühzeitig mit ein.
00:04:22: Dann kann ich kreativ werden und kann da ganz viel Gehirnschmalz reinstecken, wie wir das Projekt... Und
00:04:27: ganz kreativ immer irgendwie andere Formulierungen für Nein ausdenken?
00:04:31: Nein,
00:04:31: gar nicht.
00:04:33: Nein, wirklich nicht, sondern ja, aber anders.
00:04:37: Du warst vor deiner Tätigkeit in der Rechtsabteilung eines großen deutschen Krankenhausträgers in einer ganz live Medizinrecht beschäftigt.
00:04:44: Und daraus sind auch die heutigen Fälle, welche du mitgebracht hast.
00:04:48: Ganz genau richtig.
00:04:49: Ich werde heute Fälle aus meiner Anwalstätigkeit berichten, denn wie auch die Ärzte stehen natürlich wir unter dem Gebot der Verschwiegenheit.
00:04:57: Und das sind alles Fälle, die ich mit irgendwelchen x-beliebigen Mandanten erlebt habe, die also hoffentlich in keiner Weise zuzuordnen sind.
00:05:05: Sollten mal Namen fallen, dann sind diese Namen natürlich nicht die Namen von den eigentlichen Fällen.
00:05:11: Wir reden heute über den Zwiebelhändemann.
00:05:13: Wir haben einen ganz anderen Namen für gefunden.
00:05:15: Es gibt eine Behandlungsdokumentation in Lustig.
00:05:19: Und warum brechen sich ständig Menschen beim Zahnarzt die Finger?
00:05:24: Ganz interessant.
00:05:25: Ständig hast du die Finger auf dem Tisch.
00:05:28: Ab und zu mal.
00:05:29: Ja, ständig ist es Gott sei Dank nicht, aber es ist schon der eine oder andere gewesen.
00:05:32: Also, mich hat schon der erste überrascht, als es dann der zweite war.
00:05:36: Da war ich dann langsam wirklich überrascht.
00:05:38: Bin ich schon mal sehr gespannt.
00:05:39: Und schönes Thema auch Medizinrecht hier bei Notaufnahme.
00:05:41: Mal wieder was ganz anderes, wenn ihr jetzt denkt, hey, ich bin Gerichtsmedizinerin und hab da auch was Lustiges zu erzählen.
00:05:48: Oder Gefängnisarzt.
00:05:50: Sehr schön, find ich, voll spannend.
00:05:51: Vielleicht auch Sterbebegleiterin.
00:05:54: Jetzt drücken wir mal den Knopf und klämmt den Date.
00:05:56: Also es gibt bestimmt noch viele Medizinbereiche, die wir noch gar nicht bei Notaufnahme hatten.
00:06:01: Meldet euch gerne, wenn ihr absurdes, bizarres oder verrücktes erlebt habt.
00:06:05: Schickt einfach eine Mail an Notaufnahme.
00:06:12: Ich möchte eure lustigen Geschichten hören, hatten Zirkus nicht auch irgendeinen Arzt?
00:06:18: Irgendwas muss da ja passieren, wenn da die Seiltänzerinnen runter plumpsen oder die Seiltänzer.
00:06:23: Die haben vermutlich ein Sanitätsdienst, das kann ich mir vorstellen.
00:06:26: Also gerne mal hier, Zirkus und Co.
00:06:28: finde ich auch mal spannend.
00:06:29: Da ist der Elefant falsch abgebogen, ungünstig.
00:06:32: So, wir haben über die langen Juristenwörter gesprochen, da werden wir bestimmt das eine oder andere Wörtchen, was dir jetzt so spontan nicht einfällt, in dieser heutigen Folge noch hören.
00:06:40: Und jetzt müssen wir natürlich über die Fingerbrüche bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten reden.
00:06:47: Schreck, die Kauleiste zugemacht wird und dann der Zahnarzt irgendwie ein Finger bis abkriegt.
00:06:54: Das kann ich mir irgendwie vorstellen, wenn er da rum hantiert.
00:06:57: Aber es sind gar nicht die behandelenden Ärztinnen und Ärzte, sondern die Patientinnen und Patienten brechen sich da ständig irgendwelche Finger.
00:07:04: Tatsächlich.
00:07:04: Also ich sag mal, der Zahnarzt mit dem abgebissenen Finger, der würde ja dann auch eher beim Durchgangsarzt landen.
00:07:10: und nur wenn der Durchgangsarzt in der Behandlung irgendwas falsch macht, dann könnte das wiederum als Behandlungsfehler auf meinem Tisch landen.
00:07:16: Ansonsten ist das für einen Medizinrechtler erst mal gar nichts.
00:07:19: Aber ja, tatsächlich geht es mir um die gebrochenen Finger von Patientinnen und Patienten.
00:07:24: Und das war etwas, womit ich nicht gerechnet habe, als ich mit dem Arzthaftungsrecht angefangen habe.
00:07:29: Ich glaube, der erste gebrochene Finger beim Zahnarzt, der mir über den Dicke laufen ist sozusagen, der ist so entstanden, dass sich einfach ein Patient oder eine Patientin, das weiß ich gar nicht mehr, aus so einer Sedierung beim Erwachen erschrocken hat.
00:07:42: Die Hände waren nicht richtig gelagert.
00:07:44: Also es gab irgendwie keine Fixierung.
00:07:47: Dieser arme Mensch hat angefangen, irgendwie unkontrollierte Bewegungen mit den Händen zu machen und ist dabei mit dem Finger gegen diese OP-Lampe über dem Zahnarztstuhl geschlagen.
00:07:56: Das war der erste gebrochene Finger.
00:07:58: Das konnte ich ja noch nachvollziehen.
00:08:00: Da ging es dann in dem Verfahren.
00:08:02: Darum hätte man vielleicht irgendwie die Hände besser.
00:08:05: fixieren müssen, hätte man das verhindern müssen, dass also der Finger gegen die Lampe schlägt.
00:08:08: Und genau von so einem Verfahren, in dem das passiert ist, in dem nämlich die Hände durchaus fixiert worden sind, würde ich dir ganz gerne erzählen, denn das war wirklich kurios.
00:08:17: Es ging um eine Patientin in einer ostsexischen Kleinstadt, die ist also zum Zahnarzt gegangen, hat sich dort irgendwas an den Zähnen sanieren lassen.
00:08:26: Ich weiß nicht mehr, was es war.
00:08:27: Es ist auch überhaupt nicht relevant.
00:08:29: Und man hat ihr damals gesagt, sie solle sich doch bitte, während sie in der Sedierung ist, auf ihre Hände setzen.
00:08:35: Das hat sie auch gemacht.
00:08:36: Man muss sich das so vorstellen, sie hat ihre Hände so unter ihr Gesäß geschoben, dass die kleinen Finger nach hinten zeigen, die Daumen nach vorne, sie also irgendwie mit ihrem Gesäß auf den Handinnenflächen gesessen hat.
00:08:47: Und im Laufe dieser Behandlung wollte dann der Zahnarzt, die Zahnärztin, das weiß ich auch nicht mehr ganz genau, den Stuhl verstellen, hat das auch getan.
00:08:55: Und dabei ist der eine kleine Finger dieser Patientin in die Stuhlmechanik geraten.
00:09:00: Oh,
00:09:00: das klingt übel.
00:09:01: Ja, das klingt wirklich übel.
00:09:02: Also das muss, also, na ja, ich mein, zu dem Zeitpunkt war ja die Patientin sediert.
00:09:06: Das hat sie in dem Moment hoffentlich nicht gemerkt, aber es...
00:09:09: Ein verzögertes Übel.
00:09:10: Ein verzögertes Übel.
00:09:11: Ich stelle es mir also auch wirklich überhaupt nicht schön vor.
00:09:14: Und das ist ja für sich genommen auch nicht lustig.
00:09:16: Aber das Ganze ist dann vor Gericht gelandet.
00:09:18: Also man hat sich außer Gerichtlich nicht verglichen oder so, sondern man hat das also durchgezogen.
00:09:23: Die Patientin hat geklagt und mit der Begründung meiner Hände sind falsch gelagert worden.
00:09:28: Bei ordnungsgemäßer Lagerung hätte das nicht passieren dürfen.
00:09:32: Das war in der Zeit, als ich noch keine fertige Rechtsanwältin war.
00:09:36: Ich war noch im sogenannten Referendariat.
00:09:38: Das ist bei Juristen so ähnlich wie bei Lehrern.
00:09:39: Wir müssen nach dem ersten Staatsexamen zwei ... Berufsjahre sozusagen durch Leben in allen möglichen juristischen Berufen, die es so gibt.
00:09:48: Und das habe ich in Leipzig absolviert.
00:09:50: Und von dort aus sind wir dann in besagte ostsexische Kleinstadt gefahren und da bot sich dann doch ein bisschen Schauspiel vor Gericht.
00:09:57: Denn die Anwältin war mit ihrer Mandantin dort, die Mandantin saß also irgendwie ganz brav am Rand und die Anwältin wollte gerne für ihre Mandantin erzählen, was passiert ist und hat sich dann aufgestellt, ist dann durch den Gerichtssaal gelaufen und hat in wirklich tiefstem Sächsisch und ich möchte jetzt, ich finde diesen sächsischen Akzent wirklich süß und total toll, also ich kann es auch ganz schlecht nachmachen, aber zu dem Zeitpunkt war es sehr intensiv, also sie ist durch diesen Saal gelaufen und hat versucht uns zu erklären, warum es völlig unnatürlich sei, dass man sich so rum, also mit dem Gesäß auf die Hand innen flechen, auf seine Hände setzt.
00:10:31: Dann hat sie gesagt, ja, also wissen Sie, uns Frauen, wenn uns kalt ist, dann schieben wir ja auch die Hände unter ein Pö.
00:10:37: Aber das machen wir ja nicht Sörum, sondern das machen wir ja Sörum und drehte also immer ihre Hände.
00:10:42: Endes Römen.
00:10:42: Ja, Endes Römen und drehte immer ihre Hände hin und her.
00:10:45: Und ich saß hinten und ich glaube, ich habe auch so ein bisschen Klauen gefrühstückt an dem Tag und ich fand es einfach unglaublich lustig.
00:10:51: Sonst außer mir fand es niemand im Saal lustig, denn alle stammten irgendwie aus Sachsen oder zumindest so aus der Region und fanden es also total normal, der Richter nickte immer ganz verständnisvoll, die Mandantin guckte ganz betreten, der Arzt guckte auch ganz betreten und ich saß hinten und fand es einfach nur lustig und musste mich ein bisschen beherrschen.
00:11:08: Aber es ist doch eigentlich auch völlig egal, worum diese Hand da jetzt unter dem Gesäß ist, ob jetzt der Daumen rechts oder links ist, also ob man jetzt... auf seiner Vorder- oder auf seiner Rückseite von der Hand sitzt.
00:11:20: Das sollte man meinen.
00:11:21: Also ich meine, dass es am Ende des Tages auch egal war.
00:11:24: Ich erinnere mich nicht mehr genau.
00:11:25: Wie findet man das raus in so einem Verfahren?
00:11:27: Man würde einen Sachverständigen beauftragen.
00:11:30: Der Sachverständige müsste dann am Ende des Tages sagen, gibt es einen medizinischen Standard?
00:11:34: Wie rum die Hände zu lagern sind?
00:11:36: Und wenn ja, ist der eingehalten worden oder ist der hier unterschritten worden?
00:11:40: Es sollte
00:11:40: zumindest immer die eigene Hand unter dem Hintern sein.
00:11:45: Ja.
00:11:45: Eine sehr gute Grundvoraussetzung, dass man nicht fremde Hände unter Patienten-Propos lagert.
00:11:51: Das kann ich so allen Behandlern mitgeben, ja.
00:11:55: Weil am Ende ist es ja egal, ob jetzt der Daumen oder der kleine Finger da reinkommt in die Mechanik.
00:12:00: Egal, dass es nicht ist, ist natürlich schmerzhaft und tut weh und sollte nicht sein.
00:12:04: Es wird ja irgendwie trotzdem passieren.
00:12:06: Also, aus dem an bald eine Faust unter seinem Po.
00:12:10: Richtig.
00:12:11: Was hat der Sachverständige denn da gemacht?
00:12:12: Also, hätte sich mehrere Hände unter Hintern angeguckt oder das selbst ausprobiert.
00:12:17: Es ist ein geiler Sachverständiger-Check.
00:12:19: Das wäre ein geiler Sachverständiger-Check.
00:12:21: Also ehrlich gesagt, glaube ich, das ist in dem Verfahren, das war auch in Anfangsstrichen, nur ein... Verfahren vor dem Amtsgericht, keinen hoher Streitwert.
00:12:28: Und ich meine, wenn ich mich richtig erinnere, dass das Ganze hier in diesem Fall ohne Sachverständigen Gutachten ausgegangen ist, sondern dass wir uns dann einfach auf einen relativ geringen Vergleichswert geeinigt haben.
00:12:39: Also sprich, wir haben als Behandlerseite angeboten, ein Schmerzensgeld in irgendeiner Höhe zu zahlen.
00:12:45: Die Klägerin war damit offensichtlich einverstanden und so konnte dann also die Einholung eines relativ teuren Sachverständigen Gutachtens aus wirtschaftlichen Gründen.
00:12:55: abgewendet werden.
00:12:56: Und wie hieß jetzt der Prozess?
00:12:57: Die haben ja immer so Namen irgendwie dann, ne?
00:12:59: Also zum Beispiel, keine Ahnung, dieser Prozess ist für ein Arsch.
00:13:05: Also die haben eigentlich nur dann Namen, wenn es irgendwie zu den Bundesgerichten geht und die ganzen Dinger dann auch als wirklich Rechtsprechung veröffentlicht werden.
00:13:15: Schade.
00:13:15: Ja, schade.
00:13:16: Also der hatte keinen Namen, aber hier könnte man jetzt tatsächlich kreativ werden.
00:13:20: Also dieser Prozess war für ein Arsch, finde ich, sehr, sehr schön, ganz hervorragend.
00:13:24: Wenn das mal ein Gericht machen würde, dann bin ich verliebt.
00:13:26: Dann
00:13:27: bin ich auch
00:13:27: verliebt.
00:13:27: Das wird niemals passieren.
00:13:28: Ja,
00:13:28: nein, das wird niemals passieren.
00:13:29: Das würde ich auch so behaupten.
00:13:31: Aber auch dann, ich wäre sofort dabei.
00:13:32: Und ich wäre übrigens auch dafür, dass das ein Job wird.
00:13:35: Für so kreative Juristen, die keinen Bock mehr auf ihre ganz normale Tätigkeit haben, die setzen sich dann zu den Gerichten und überlegen sich Namen für Prozesse.
00:13:45: Nicht einfach so überschriften oder auch so Bauchbinden beim Fernsehen oder Unterschriften bei Einblendungen usw.
00:13:51: Kann eine hohe Kunst sein.
00:13:52: auf jeden Fall, sich so Titel überlegen.
00:13:54: Fände ich ja gut.
00:13:55: Ich würde mir auch gerne so Soko-Sondergruppen, so Soko-Fälle irgendwie ausdenken.
00:13:59: Die Soko-Durchlauf oder... Du kennst das ja, wenn es eine Sondereinheit gebildet wird zu irgendeinem Fall.
00:14:06: Hier so True Crime, Soko-Doppelmord.
00:14:09: Das ist das ja alles so langweilig.
00:14:10: Da kann man bestimmt kreativere Begriffe irgendwie finden.
00:14:13: Absolut.
00:14:13: Also ich habe während meines Studiums bei einem Strafverteidiger gejobbt, habe da Büro-Tätigkeiten gemacht, Diktate geschrieben.
00:14:21: das Telefon angenommen, solche Dinge, mich irgendwie so um die kleinen Beweichen der Mandanten gekümmert.
00:14:26: Und ja, Strafverteidiger haben dann auch mal mit der einen oder anderen Soko zu tun.
00:14:30: Da würde ich jetzt keine Namen nennen, aber da gab es definitiv größere Fälle, die mit Soko begonnen haben.
00:14:36: Wir bleiben jetzt bei den Fingern, die sind ja an den Händen dran.
00:14:40: Jetzt kommen wir zum Zwiebelmann.
00:14:42: Das ist richtig, der Mann mit den Zwiebelhänden.
00:14:45: Das war ein sehr, sehr kurioser Arzthaftungsfall, der sich über lange Zeit erstreckt hat.
00:14:52: Also sowohl die streitgegenständliche Behandlung, guck mal schon wieder so ein schönes langes Wort.
00:14:57: Sie hat gesagt, es ist passiert.
00:14:58: Jetzt merkst du es selbst auch.
00:14:59: Du
00:14:59: hast das Profizeit.
00:15:00: Also sowohl die streitgegenständliche Behandlung als auch der dann folgende Prozess haben relativ lange gedauert.
00:15:07: Es handelte sich in aller Kürze um einen Mann, der eigentlich sehr bedauernswert ist.
00:15:10: Also dieser arme Mensch war schon ein bisschen älter.
00:15:13: und hatte eine Durchblutungsstörung, wenn man so sagen will, in den Extremitäten.
00:15:17: Also die arme Hände und auch die Beine und Füße sind nicht mehr richtig durchblutet worden.
00:15:23: Und die wirklich ärztlichen und medizinischen Zuhörerinnen und Zuhörer werden das besser beschreiben können als ich als die... Halbjuristin und Hobbymedizinerin.
00:15:33: Aber man kann sagen, dass so was eben diese Durchblutungsstörungen können zu Negrosen führen.
00:15:37: Also dazu, dass dann tatsächlich auch Extremitäten oder eben hier Fingerglieder absterben können.
00:15:42: Das ist immer
00:15:43: wieder alles gibt.
00:15:44: Das ist ja auch schon wieder so ungericht und so gemein.
00:15:46: Dann kann man nichts machen und ihr fault der Finger weg.
00:15:49: Ja, genau.
00:15:50: Also ich glaube, wenn es erst mal so weit ist, glaube ich auch in meinem medizinisch beschränkten Sachverstand, dass man nichts mehr machen kann.
00:15:57: Ich glaube, man kann sehr viel präventiv tun, das bestimmt.
00:15:59: Aber dieser arme Mann war eben schon an den Punkt angekommen, an dem ihm einfach schon diverse Finger fehlten.
00:16:05: Ich meine mich auch aus der Behandlungsdokumentation zu erinnern, dass während der Behandlung dann irgendwann im Verlauf plötzlich auch noch mal ein Finger abfiel.
00:16:11: Also es war ganz schlimm.
00:16:12: In dem Prozess fielen Finger runter.
00:16:14: Nein, nicht im gerichtlichen Prozess.
00:16:16: Hat das in der Hand
00:16:16: auch gemacht.
00:16:17: Es dauert hier schon ein, zwei, drei, vier zittelnde Fingern ab und bei fünf zack ist leider der kleine Finger mit weggeschnippt worden.
00:16:24: Oh Gott, oh Gott, oh Gott.
00:16:25: Nein, nein, was ich meinte, war einfach in diesem gesamten Behandlungsprozess, der sich also über mehrere Monate erstreckte.
00:16:32: Der ist also zwischen den Krankenhäusern auch... und hergetingelt.
00:16:35: Also ich habe eines der betroffenen Krankenhäuser vertreten und es war eben auch noch nicht nur eins, sondern auch noch mehrere andere Krankenhäuser beteiligt, die anderweitig anwaltlich vertreten waren.
00:16:44: Also es war wirklich ein riesengroßer Prozess und irgendwann im Verlauf dieser langwierigen Behandlung war mal aus der Behandlungsdokumentation zu ersehen, dass da tatsächlich auch während eines Arzt-Patienten-Kontakts plötzlich ein weiterer Finger abfiel.
00:16:56: Also es war wirklich alles ganz schlimm.
00:16:58: Und das, was mir so in Erinnerung geblieben ist an diesem Fall, war eine weitere Vorstellung in der Notaufnahme, also es war nicht die erste, es blieb auch nicht die letzte, aber er kam in die Notaufnahme und stellte sich vor mit in Geschirrtücher gehüllten Händen, beide.
00:17:16: Also vermutlich hat er auch Hilfe gehabt dabei, als das passiert ist.
00:17:19: Und die sahen schon sehr schmuddelig aus.
00:17:22: Als hätte er diese Geschirrtücher schon sehr lange an seinen Händen.
00:17:25: Und man fragte ihn dann, warum er das gemacht habe.
00:17:27: Und dann sagte er, er hätte eben ja diese Durchblutungsstörung und diese negrotischen Finger.
00:17:31: Also ob er das so ausgedrückt hat, weiß ich nicht.
00:17:33: Vielleicht hat er es ein bisschen anders gesagt, aber er beschrieb das so.
00:17:36: Und sagte, er hätte gelesen, dass es helfen würde, wenn man sich halbaufgeschnittene Gemüsezwiebeln auf diese Hände legt.
00:17:45: Und das würde gegen das abgestorbene Gewebe helfen.
00:17:48: Und so hat er sich dann also mehrere größere Gemüsezwiebeln schon vor Wochen aufgeschnitten, auf die betroffenen Finger und Hände gelegt und weil die natürlich nicht gehalten haben, hat er sich diese Geschirrtücher drum rumgetüdelt.
00:18:01: Ja, und hat dann irgendwie festgestellt, es wird alles überhaupt nicht besser und kann dann also mit diesen Geschirrtüchern und den Zwiebelhänden in die Notaufnahme und die... Armen, Armen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser besagten Notaufnahme mussten dann diese Zwiebelhände wieder auspacken.
00:18:17: Und das ist eine Vorstellung.
00:18:19: Das möchte ich mir bis heute nicht vorstellen.
00:18:20: Da bin ich extrem froh, dass ich in diesem Fall tatsächlich den Patienten und diesen Fall nur als Akte auf dem Tisch hatte und nicht als Patienten, den ich vor der Nase sitzen hatte, weil ich möchte nicht wissen, wie das gerochen hat.
00:18:32: Und an einem Ende auch aussah der Zwiebelhände, man.
00:18:36: Nur mal wieder irgendein komischer Guru gesagt hat, Zwiebeln.
00:18:39: Ganz einfach ein Problem.
00:18:40: Einfach mal
00:18:41: Zwiebeln
00:18:41: und binden drei Monate fertig.
00:18:43: Super, genau.
00:18:44: Neuntausend
00:18:45: Euro bitte auf dieses Konto und genau.
00:18:48: Bio-Zwiebeln, ganz wichtig noch.
00:18:50: Nur die Zwiebeln vom Markt oder nee, kannst du auch hier die billigen Discount-Zwiebeln nehmen, ist egal, Hauptsache groß.
00:18:55: Ja, also wo sie herkam, wo er sie gekauft hat, das ist leider nicht für die Nachwelt festgehalten.
00:19:00: Das würde mich jetzt
00:19:00: haben.
00:19:00: Geholfen hat und so weiter, tragisch, aber man klammert sich natürlich dann an die letzte Merkwürdigkeit am Ende.
00:19:09: alles medizinische vorher vielleicht gar nicht geholfen hat, weil er war bei mehreren Krankenhäusern.
00:19:15: Und am Ende des Tages hast du halt wieder ein Finger weg und dann greifst du irgendwann zur Zwiebeln.
00:19:21: Traurig, du sprichst hier das Äfteren mit deinen Gästen über Dinge, die vielleicht objektiv gar nicht lustig sind.
00:19:26: Aber ich glaube, jeder von uns versteht, dass man das auch nur mit einer kleinen Portion Humor hinnehmen kann.
00:19:33: Es ist auf jeden Fall ab Struß, Bizarre und dementsprechend auch natürlich passend für Notaufnahme.
00:19:42: Werbung!
00:19:43: Jetzt könnt ihr euch aufschlauen.
00:19:45: Wenn ihr auf Wissen steht und gerne Podcast zum Einschlafen hört, dann hört mal schlauer einschlafen.
00:19:51: Wissen zur Energiewende.
00:19:53: Der Podcast erklärt euch alles zum Thema Wasserstoff.
00:19:56: Kompakt zusammengefasst.
00:19:58: Ohne unwichtige Details.
00:20:00: Es ist euer verständlicher Einstieg in das Thema Wasserstoff.
00:20:04: Wissenschaftlich fundiert, begleitet mit ruhiger Melodie.
00:20:08: Perfekt zum Einschlafen, entspannen und entstressen.
00:20:12: Jetzt wird es chemisch.
00:20:15: Wasserstoff kommt in der Natur nur gebunden vor.
00:20:18: Am häufigsten zusammen mit Sauerstoff als H-II-O, also Wasser.
00:20:24: Werden die beiden Wasserstoffatome vom Sauerstoff getrennt?
00:20:28: steckt in der Verbindung zwischen den beiden Wasserstoffatomen viel Energie.
00:20:33: Und diese Energie lässt sich später wieder nutzen.
00:20:37: In grünem Wasserstoff lässt sich Energie aus Wind und Solarkraft speichern, transportieren und in verschiedenen Sektoren an anderer Stelle wieder nutzen.
00:20:46: So ist Wasserstoff der zentrale Baustein der Energiewende.
00:20:50: Für alle Bereiche, die sich nicht elektrifizieren lassen.
00:20:55: Wasserstoff im Sektorverkehr ist vor allem da interessant, wo viel Antriebsenergie etwa bei Schwerlasttransporten über längere Zeit gebraucht wird.
00:21:04: Und zwar ohne tanken zu müssen.
00:21:06: Also für Busse, Lkw, Schiffe und Flugzeuge.
00:21:15: Im Privatverkehr sieht das anders aus.
00:21:18: Hier spricht die Effizienz gegen Wasserstoff.
00:21:21: Hier sind E-Autos die einfachste Alternative.
00:21:25: Hört mal rein, der Podcast läuft überall, wo es Podcast gibt.
00:21:29: Mehr Infos zu den Leitprojekten und Wasserstoff allgemein gibt's auf wasserstoff-leitprojekte.de oder klickt den Link in den Shownotes dieser Podcastfolge.
00:21:40: Schlauer einschlafen, Wissen zur Energiewende ist ein Podcast der Wasserstoffleitprojekte.
00:21:46: Gefördert durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt.
00:21:51: Der Podcast ist Teil des Wissenschaftsjahres, zwei Tausendfünfundzwanzig zur Zukunftsenergie.
00:21:59: Werbung, Ende.
00:22:01: Und dann liegt es bei dir als Akte auf dem Tisch, aber du achtest auch vor allem darauf, dass du die Menschen nicht nur als Akte wahrnimmst, sondern dass du das Leben auch daraus liest.
00:22:11: Absolut, also das darf man nie vergessen.
00:22:13: Denn es ist wirklich ein großer Unterschied.
00:22:15: Ich kenne ja den Unterschied auch, ob ich im Rettungsdiensten Patienten wirklich vor der Nase habe und mit dem agieren kann oder ob ich den nur als Akte vor mir liegen habe und mit dem auch erst mal nur schriftlich agiere.
00:22:27: Und das Problem ist, ich habe ja anfangs schon gesagt, als es um die langen juristischen Begriffe ging, für mich ist das alles total normal.
00:22:34: Und für mich ist es auch normal, so wie für jeden anderen Arzthaftungsrechtler oder überhaupt Prozessanwalt auch, dass wir Dinge... bestreiten.
00:22:42: Das ist ein zivilprozessuales Mittel oder ein zivilprozessualer Grundsatz, wenn man so will, dass die Parteien vor Gericht, also der Kleger und der Beklagte, den Sachverhalt jeweils so vortragen, wie sie ihn für richtig halten.
00:22:55: Und wenn man dem, was die Gegenseite sagt, nicht widerspricht, also wenn man das nicht bestreitet, dann wird es als zugestanden gewertet.
00:23:03: Das heißt, dann wird die Rechtslage so beurteilt, als wäre dieser behauptete Sachverhalt korrekt.
00:23:08: Und das ist ja in vielen Zügen.
00:23:09: Ist das einfach so?
00:23:10: Wenn man jetzt zum Beispiel sagt, ich wurde in der und der Klinik vom ersten Zehnten bis Zehnten, Zehnten, zwei Tausend, achtzehn behandelt, dann ist das ein Fakt.
00:23:18: Und wenn das so stimmt, dann würden wir das logischerweise auch nicht bestreiten.
00:23:21: Aber jetzt kommt es zu dem, wo ich tatsächlich schon sehr, sehr viel persönliches Entsetzen von Patientinnen und Patienten in den Gerichtsverhandlungen geerntet habe.
00:23:31: Denn wir müssen als Prozessanwälte, das ist unser Job, bestreiten.
00:23:36: Wie groß zum Beispiel die Schmerzen sind.
00:23:38: Wenn die Patienten schreiben, meine Schmerzen sind so groß, ich kann meinem Leben nicht mehr nachgehen.
00:23:41: Ich brauche Hilfe, ich kann nicht mehr einkaufen und so weiter und so fort.
00:23:44: Dann mag das menschlich so sein, dass ich das für absolut plausibel halte und mir vorstelle, ja, oh Gott, dieser Mensch hat bestimmt ganz schlimme Schmerzen.
00:23:53: Aber zivilprozessual ist es meine Aufgabe als Anwältin, das zu bestreiten.
00:23:57: Und das tue ich dann auch in einem entsprechenden Schriftssatz.
00:24:00: Und ich habe mir wirklich schon oft diesen Vorwurf anhören müssen von Patientinnen und Patienten, denen ich dann im Gerichtssaal gegenüber sitze, die mich entsetzt angucken und sagen, wie können Sie bestreiten, dass ich Schmerzen habe?
00:24:11: Also haben Sie eigentlich Lack gesoffen?
00:24:13: Das fragen die mich nicht, aber man sieht es in deren Blick, dass sie mich das gerne fragen möchten.
00:24:17: Und das ist mir irgendwann erst so im Laufe der Zeit klar geworden.
00:24:20: Man lernt ja immer dazu, Und da ist mir klar geworden, dass man in diesen Schrift setzen, die ja wirklich sehr, sehr nüchtern runtergeschrieben sind, dass man nie aus den Augen verlieren darf, dass die Menschen die lesen, die Menschen, die mit ihrer Beeinträchtigung zu Hause sitzen und damit leben müssen, dass es ihnen jetzt schlechter geht als vielleicht vor der Behandlung, sei es jetzt beruhnt auf einem Fehler oder nicht, ist mal dahingestellt.
00:24:42: Aber die ... lesen das, was man da schreibt und das betrifft deren Leben und das ist ein ganz wesentlicher Lebensinhalt, wohin gegen das für mich vielleicht nur die letzte Stunde vor Feierabend war, in der ich mit meinem Diktilgerät irgendwie da in meinem Stuhl saß und diesen Schrift Satz runterdiktiert habe.
00:24:58: Und das ist etwas, was man sich wirklich immer wieder bewusst machen muss.
00:25:02: Das ist schön, dass du das machst.
00:25:03: Manch eine Bürokrate oder manch ein Bürokrat macht das aber nicht.
00:25:07: Also, dich wird einige Behördenmenschen.
00:25:10: Man ist immer wieder irritiert.
00:25:12: Es gibt ja den normalen Behördenwahnsinn.
00:25:14: Und da denkt man halt auch mal, da muss doch auch ein Mensch irgendwie auch mal kurz nachdenken, was der da so zusammenschreibt.
00:25:21: Ja,
00:25:21: absolut.
00:25:21: Aber deswegen, ich sage auch immer, Anwälte sind zum einen natürlich das, was sie sind.
00:25:26: Rechtsanwälte und kennen sich im Recht aus.
00:25:28: Manchmal sind wir aber auch emotionale Puffer.
00:25:31: Und das ist gerade bei denjenigen Anwälten, die regelmäßig Patientinnen und Patienten vertreten, total wichtig, dass die dann auch eine gute Übersetzungsarbeit leisten und dass die nicht unkommentiert so einen Schrift-Satz ihren Mandanten einfach zur Verfügung stellen und sagen, hier ließ mal und komm klar damit, sondern dass die das vielleicht auch ein bisschen anmoderieren und eben... erklären, warum wird das so geschrieben?
00:25:53: Warum steht das da alles so nüchtern drin?
00:25:55: Warum wird sich drüber gestritten, ob sie Schmerzen haben oder nicht?
00:25:58: Und da gibt es ganz, ganz, ganz tolle Kolleginnen und Kollegen auf der Gegenseite, die ich auch auf Anfrage immer gerne empfehle.
00:26:05: Wenn diese Frage mal bei mir aufkommt, hey, wen kannst du für Patienten empfehlen?
00:26:09: Aber es gibt eben auch andere, die diesen emotionalen Puffer nicht bieten können.
00:26:13: Und ich glaube, dass der gerade in der Vertretung von Patienten sehr, sehr wichtig ist, genauso wie in anderen sehr persönlichen Rechtsgebieten wie Erbrecht, Familienrecht, überall da, wo es eben wirklich an das persönliche Leben der Menschen lebt.
00:26:27: Ist das dir auch eben gesagt, Menschen sagen an Vorgericht, wie können Sie das hier nur verneinen, dass ich solche Schmerzen habe?
00:26:33: Da gibt es nur aber natürlich auch ein paar, die da rumflogen können.
00:26:36: Absolut.
00:26:36: Also das Ganze kann wirklich auch in die andere Richtung ausschlagen.
00:26:40: Zum Beispiel war ich in einer Gerichtsverhandlung.
00:26:43: Vorangegangen war, wie üblich ein langer Wechsel von Schrift setzen und in diesem Wechsel von Schrift setzen wurde.
00:26:50: immer und immer wieder behauptet, dass dieser Patient vor der Operation, um die es ging, nicht aufgeklärt worden sei.
00:26:58: Dieser Anwalt hat in den vielen Schriftsetzen, die er ans Gericht gerichtet hat, immer wieder gesagt, nein.
00:27:02: Mein Patient hat nie mit einem Arzt gesprochen.
00:27:04: Es hat nie einen Arzt mit ihm über die Risiken geredet.
00:27:07: Ihm ist allenfalls mal einen Bogen mit der Unter, wo er seine Unterschrift leisten sollte, vor die Nase geknallt worden.
00:27:13: Da hat er seine Unterschrifter notgedrungen geleistet.
00:27:15: Es blieb ihm nichts anderes übrig.
00:27:17: Aber nein, eine Aufklärung ist nie erfolgt.
00:27:19: In dieser Pauschalität weiß man mit einiger Erfahrung schon, das kann nicht sein.
00:27:24: Denn es ging um einen wirklich großen Eingriff.
00:27:26: Ich glaube, es war sogar eine Gallengangs-OP.
00:27:28: Das sind Eingriffe, die nehmen auch Ärzte nicht auf die leichte Schulter.
00:27:31: Naja.
00:27:31: Und nachdem also diese ganzen Schriftsätze mit dieser Behauptung immer wieder hin und her gegangen sind, war es irgendwann Zeit für die mündliche Verhandlung vom Landgericht.
00:27:39: Und wir waren also gerade auf dem Weg in den Saal.
00:27:41: Ich hatte den Arzt, der das Aufklärungsgespräch geführt hat.
00:27:45: Ich glaube, es war sogar der Chefarzt der Abteilung oder ein leitender Oberarzt, den hatte ich dabei.
00:27:49: Der war nämlich als Zeuge geladen für das Aufklärungsgespräch.
00:27:53: Und der Patient kommt so mit seinem Anwalt auf den Saaleingang zu gelaufen und sagt plötzlich freudestrahlend, grinst von einem Ort zum anderen, sagt, da ist ja der nette Arzt, das war ja so toll.
00:28:03: Der hat so viel mit mir gesprochen vorher, der hat mir alles erklärt.
00:28:06: Und dann war er sogar ein paar Tage vor der OP, da wollte ich noch was wissen und er hat mich zurückgerufen, obwohl er gerade auf der Hochzeit seines Sohnes war.
00:28:15: Ich bin Ihnen so dankbar und schüttelte Ihnen die Hand und diesem Anwalt ist wirklich ... Alles aus dem Gesicht gefallen.
00:28:21: Und ich sage so, Entschuldigung, können wir das gleich bitte zu Protokoll nehmen, was hier gerade passiert ist.
00:28:26: Denn damit dürfte sich die Aufklärungsrüge hier absolut erledigt haben, hatte sie dann auch.
00:28:30: Ist dann gar nicht erst zum Prozess gekommen?
00:28:32: Weil alle gesagt haben, okay.
00:28:34: Doch, also es ging natürlich auch noch um andere Fragestellungen.
00:28:37: Aber es ist so, dass bei der Aufklärungsrüge, also bei dieser Fragestellung, danach ist der Patient über die Risiken und über den ganzen Ablauf des Eingriffs ordnungsgemäß aufgeklärt worden oder nicht.
00:28:48: Das ist etwas, was die Patienten, Anwälte, sehr, sehr gerne aufgreifen, weil da so eine so genannte Beweislast umkehrgreift.
00:28:55: Bei Behandlungsfehlern, also weiß ich nicht, sie haben mir das falsche Bein operiert.
00:28:59: muss der Patient beweisen, dass ein Fehler passiert ist und dass er deswegen einen Schaden erlitten hat.
00:29:05: Bei Aufklärung ist es andersherum.
00:29:06: Wenn der Patient behauptet, ich bin nicht richtig aufgeklärt worden, dann steht diese Behauptung im Raum und der Behandler, also der Arzt des Krankenhauses, müssen beweisen, dass eine ordnungsgemäße Aufklärung erfolgt ist.
00:29:18: Und deswegen ist das so ein beliebter Ansatzpunkt für Patientenvertreter, was sich auch verstehen kann in gewisser Weise.
00:29:24: Aber hier grenzte das wirklich an einen versuchten Prozessbetrug und das habe ich dem Gericht auch somit auf den Weg gegeben.
00:29:30: Da ist nichts draus geworden, weil diese Behauptung dann im weiteren Verlauf des Verfahrens auch nicht mehr aufrecht erhalten wurde, wurde also unstreitig, haben wir ja gerade schon gelernt.
00:29:39: Es gibt streitige und unstreitige Behauptungen, aber das war wirklich kurios.
00:29:43: Aber die Madlock-Wiebke war natürlich wieder mal die Spielverderberin und dann war gleich hier die Luft raus aus diesem Prozess.
00:29:49: Absolut.
00:29:50: Ja, der Hypochonda ist gestorben, hat er vielleicht doch recht gehabt.
00:29:54: Aber dann hat der Patient ja nichts mehr davon.
00:29:55: danach ganz oft.
00:29:56: Dann wird das falsche Bein abgenommen und dann stirbst du mit dem eigentlich zu behandelnden Bein, wo der Krebs drin steckt.
00:30:03: Aber dann hast du auch nichts davon wieder.
00:30:05: Ja.
00:30:05: So, dann ist der Prozess beendet.
00:30:07: Das wäre tragisch.
00:30:07: Dann sagen alle nur, ja stimmt, hatte recht gehabt.
00:30:10: Na ja, wo gehen wir jetzt noch einen Muffin essen?
00:30:15: Ich glaube, so nimmt es keiner auf die leichte Schuld.
00:30:17: Aber es blieb auch nicht der einzige Lügenbold.
00:30:19: Also was man auch immer mal wieder sieht, wenn man die Patienten dann in den gerichtlichen Verhandlungen vor sich hat, ist so was wie... Naja, es ist vorher immer wieder behauptet worden, ah, man kann gar nicht laufen, also die Gehfähigkeit ist bis aufs Letzte eingeschränkt, man kommt keinen Meter mehr weit.
00:30:33: Man hat aber vorher den Patienten, der jetzt kleeger ist, irgendwie schon mit sich aus der U-Bahn aussteigen sehen, lief schnellen Schrittes und mit rundem Gangbild in Richtung Gerichtssaal, vor dem Gerichtssaal lief er dann auch noch entsprechend.
00:30:45: mit rundem Gang auf und ab und besprach sich mit seinem Anwalt.
00:30:49: Und dann geht die Gerichtstür auf.
00:30:50: Man wird in den Saal gebeten und plötzlich fangen die Leute an zu humpeln, wie ein Sterben da schwarrn.
00:30:54: Also auch solche Dinge passieren.
00:30:56: Und das finde ich wirklich nicht lustig.
00:30:58: Denn es steht absolut jedem zu, überprüfen zu lassen.
00:31:01: Hey, gab's da vielleicht ein Fehler oder hat sich da einfach nur eine Komplikation verwirklicht?
00:31:05: Der Mensch ist halt keine Maschine.
00:31:07: Aber wenn die dann anfangen, uns da so veräppeln zu wollen, dann finde ich es... wirklich reichtlich unfair auch den Ärzten gegenüber, die sich ja auch jedes dieser Verfahren zu Herzen nehmen, das muss man auch bedenken.
00:31:18: Wenn, dann muss man das so durchziehen, wie damals Jack Lemon in dem Film der Glückspilz, da sitzt er ja im Rollstuhl.
00:31:25: Er hofft sich Walter Mattau und er eine Riesensumme, weil er nach einem Footballspiel verletzt war.
00:31:33: Und deswegen klagen sie dann hier, guck mal, alles ganz schlimm.
00:31:36: Und da sitzt er Ewigkeiten immer in diesem Rollstuhl und zieht dies durch bis zum Exzess.
00:31:42: Am Ende kommt es natürlich trotzdem raus und so.
00:31:43: Gute Billy Wilder-Komödie vor einer ganz langen Zeit, so lange ist das schon her.
00:31:48: Genau.
00:31:49: Aber Jack Lemmon hat bis zuletzt auch immer Humor bewiesen, denn ich habe es glaube ich auch schon mal im Podcast erzählt.
00:31:53: Da war ich damals in Los Angeles.
00:31:55: Da gibt es so mehrere kleinere Promi-Fried-Hilfe, und er ist bei dem einen beerdigt und auf seinem Grabstein steht einfach nur Jack Lemmon in.
00:32:04: So wie seine Filme anfingen dann eben auch bis zuletzt, drückt es eben perfekt aus, wie es jetzt eben liegt.
00:32:11: Ja, Humor ist auch ganz wichtig, auch bei dir, wenn man mit diesen ganzen Paragrafen ständig immer zu tun hat.
00:32:16: Also, wie erdest du dich?
00:32:18: Am Wochenende düst du ja dann auch noch mit dem Rettungswagen durch die Gegend, einfach um da auch noch mal dann die Praxis zu sammeln oder das echte Leben hinter den Paragrafen zu schnuffeln.
00:32:28: Ja, das stimmt.
00:32:30: mag für viele komisch wirken, aber für mich ist es wirklich ein Ausgleich.
00:32:33: Denn es ist so, wenn man jetzt im Rettungsdienst gefahren ist oder ein Sanitätsdienst gemacht hat oder so was, da hat man was Richtiges getan.
00:32:40: Da habe ich mal wirklich Menschen geholfen, nicht nur auf dem Papier, sondern auch mal was Handfestes, irgendwelche Wunden verbunden, Berüche stabilisiert, Herzfrequenzen gesenkt und solche Geschichten.
00:32:52: Und umgekehrt lernst du dann auch für diesen Einsatz im normalen Leben dazu.
00:32:57: Wenn du dann zu einer Unfallstelle gerufen wirst, dann sagst du dir bei manch einer Wunde, ach Gott, diesmal packen wir da Zwiebeln drauf.
00:33:03: Ja, absolut.
00:33:05: Also das habe ich schon angeregt, dass das in die Standard Operating Procedures aufgenommen wird bei Wunden oder Nikrosen absolut immer Zwiebeln drauf.
00:33:12: Ja, das ist das Beste, was man machen kann.
00:33:14: Kann ich bestätigen.
00:33:15: Es gibt auch schon eine neue S-Drei-Light-Linie, glaube ich, die die Zwiebeln empfiehlt.
00:33:18: Und dennoch müssen ja auch Juristinnen und Juristen, die jetzt mit Medizinrecht zu tun haben, damit sie eben nicht so ganz in ihrem Paragraphen schlummern, in ihrem Leidsordner, auch ab und zu mal ins Krankenhaus und müssen auch mal so die richtige Medizinluft schnuppern.
00:33:33: Ja, absolut, das ist total wichtig.
00:33:35: Ich habe das durch meine Lebenthätigkeit im Rettungsdienst so ein bisschen, aber die anderen Kollegen und Kolleginnen, für die ist es natürlich auch wichtig, dass sie wissen, wie funktioniert eigentlich so ein Krankenhaus?
00:33:45: Wie sieht eigentlich so eine Behandlung aus?
00:33:48: Uns nimmt auch keiner ernst, wenn wir da aus unserem Elfen bei einem Turm heraus sagen, ihr müsst das alles so und so machen, aber die merken, wenn man eigentlich gar keine Ahnung hat.
00:33:56: Und aus dem Grund ist es so, dass wir alle ab und zu mal hospitieren.
00:34:01: Also das heißt, wir melden uns dann bei irgendeinem unserer Krankenhäuser und bitten darum, dass wir vielleicht mal einen Tag lang auf einer Station oder im OK mitlaufen dürfen.
00:34:08: Das geht dann in der Regel auch.
00:34:10: Und im Rahmen einer solchen Hospitation, die ist allerdings jetzt schon ein paar Jahre her, ist mir mal etwas passiert, worüber ich heute sehr schmunzeln kann, aber mir ist in dem Moment wirklich alles aus dem Gesicht gefallen.
00:34:21: Ich war im OP und habe dann auch ein bisschen Zeit im Aufwachraum verbracht, um mir mal anzugucken, wie die Abläufe da so sind.
00:34:27: Und es kam ein Patient, der wurde aus dem OP in den Aufwachraum gefahren, der war auch schon relativ fach, der war ansprechbar.
00:34:34: Und ich hab mich dann an das Ende seines Bets gestellt, ans Fußende und hab mir die Akte angeschaut.
00:34:40: Weil ich wissen wollte, was ist denn da für eine OP gemacht worden?
00:34:42: Was ist mit diesen Patienten?
00:34:43: Hab da so ein bisschen rumgeblättert.
00:34:45: Und dann sagte der Patient zu mir, das ist ja so toll, dass immer im Krankenhaus alles so wunderbar dokumentiert wird.
00:34:51: Da geht ja nichts verloren an Informationen.
00:34:53: Und dann hab ich ihn wie so angelächelt und hab gesagt, na ja, sie wollen ja nicht, dass ihn hier plötzlich im Rand der OP heimlichen dritter Arm angenäht wird.
00:35:01: und habe ihn so angezwinkert und er guckte mich zuerst ein bisschen irritiert an und dann schlug er mit dem Name seiner rechte Hand und schlug damit die Bettdecke von seiner linken Schulter und ich sah mit Schrecken, dass er keinen linken Arm mehr hatte.
00:35:19: Und ich dachte so, ah, oh Gott, oh Gott, oh Gott, Boden tut dich auf.
00:35:23: Und hab mich gefragt, wie zur Hölle kann ich diese Situation retten?
00:35:27: Hab ich die Akte zugeschlagen, bin ein paar Schritte näher getreten, sodass ich leise und vertraulich mit ihm sprechen konnte und hab gesagt ... Ja, das hätte ich sagen müssen, das wär richtig gut gekommen.
00:35:38: Ich hab dann gesagt, es tut mir wirklich leid.
00:35:41: Ich wusste das nicht.
00:35:42: Das war keine Absicht von mir.
00:35:44: Das sollte kein blöder Witz sein, das war nur der falsche Spruch zur falschen Zeit.
00:35:49: Gott sei Dank hat er es aber total ... sportlich genommen und hat auch gelacht und sagte, nö, nö, Hachs, konnten Sie ja nicht wissen, das war ja nun wirklich der witzigste Zufall, den Sie irgendwie hätten haben können.
00:35:59: Aber das ist auch genau.
00:35:59: diesem Satz sagst.
00:36:00: Ja!
00:36:01: Den sagt man ja sonst auch überhaupt nicht dritten Arm annehmen.
00:36:07: Ich habe in meinem Leben noch nie darüber nachgedacht, diesen Satz zu sagen, ich habe ihn noch nie vorher gesagt, ich werde ihn nie wieder sagen, ich hätte zig Millionen andere Dinge sagen können und habe diesen einen Patienten in dieser gesamten Klinik getroffen, der einfach leider nur einen Arm hatte.
00:36:20: Und das war mir hochnotpeinlich.
00:36:23: Aber ja, Dinge passieren.
00:36:26: Aber ich bin da auch so ein Spezialist, falls es sich tröstet.
00:36:28: Wenn es ein Fettnäppchen gibt, dann lass ich es auch sehr selten aus.
00:36:32: Und man darf einfach gar nicht sagen.
00:36:34: Denn das, was man sich gerade kurz überlegt hat, ist in der Regel jedenfalls bei mir.
00:36:39: oft dann genau einfach falsch.
00:36:41: Ja, wenn man es sich denn überlegt hat.
00:36:42: Ich glaube, ich habe einfach nicht nachgedacht und habe daraus gelernt, dass ich vielleicht keine voreiligen Schlüsse mehr über Patienten ziehe oder überhaupt
00:36:49: über andere Menschen.
00:36:50: Keine Gietmaßensachen
00:36:50: sagen oder so.
00:36:51: Keine Gietmaßensachen.
00:36:52: Wenn ich morgens aufstehe, steht da auch immer der große Zettel erst, die Hose.
00:36:57: Dann die Schuhe und so ist das vielleicht so ein Leitsatz bei dir.
00:37:01: Erst die Zwiebel, dann der Apearm, genau.
00:37:02: Ja, die Zwiebel vor allem auch.
00:37:04: Kein Gemüse mehr irgendwie mit einbringen im Krankenhaus.
00:37:06: Oh Gott,
00:37:06: das will ihn, bitte.
00:37:07: Das
00:37:07: ist schon schwierig, den kann man bald gar nichts mehr machen irgendwie.
00:37:09: Man soll ja auch reden und freundlich sein.
00:37:11: Das ist ja auch wichtig.
00:37:12: Der Dialog mit den Patientinnen und Patienten.
00:37:15: Bis sie einen wieder verklagen, so dieses... Undankbare Volk, das.
00:37:20: Dieses undankbare Volk, ganz genau.
00:37:22: Ja, manchmal tun sie das, aber das tun sie ja auch manchmal zurecht.
00:37:26: Also es ist durchaus natürlich auch so entgegen der landläufigen Meinung, dass man Arzthaftungsprozesse auch gewinnen kann.
00:37:32: Natürlich passieren Fehler, das muss man ganz klar sagen.
00:37:35: Auch Ärzte sind nur Menschen.
00:37:38: Es kann einfach mal etwas schiefgehen.
00:37:40: Und ich finde es völlig legitim, wenn es Menschen nach der Krankenhausbehandlung nicht besser geht als vorher oder sogar schlechter geht als vorher, dass die auch prüfen lassen möchten, beruht das auf einem Fehler?
00:37:51: oder liegt es einfach daran, dass die Heilkunde leider nicht perfekt ist und man nicht alles so heilen kann, wie man sich das wünscht.
00:37:59: Wobei Wipke, es kommt natürlich auch mal drauf an, wann du ins Krankenhaus gehst.
00:38:03: Da gibt es ja auch viele Statistiken und auch Studien, an welchen Wochentagen am meisten was schiefläuft im Krankenhaus.
00:38:10: Und da ist es verdächtig oft der Freitag.
00:38:13: Der ist sogar weltweit, nicht nur in Deutschland, der unsicherste Tag für Operationen.
00:38:19: Die Sterblichkeit und Komplikationsrate bei Freitags-OPs, die ist signifikant erhöht.
00:38:25: Freitagspatienten sterben auch häufiger als Montagspatienten.
00:38:28: Also das heißt lieber nicht so eine normale OP oder überhaupt eine, wenn man natürlich jetzt irgendwie Blut überströmt und am Laster liegt und das ist normalerweise ein Freitag.
00:38:36: Naja, dann kann man das nicht ändern.
00:38:37: Aber wenn vielleicht die Hüft-OP oder irgendwie irgendwas anderes vielleicht auch auf einen Donnerstag-Vormittag möglich ist oder so ein netter Mittwoch-Nachmittag, dann vielleicht lieber eher da machen.
00:38:48: Also da greifen dann auch mal viele irgendwie im OP daneben tatsächlich.
00:38:54: Ja, das ist interessant, dass du das sagst.
00:38:56: Mir war diese Statistik überhaupt noch nicht bekannt.
00:38:59: Und das ist mir auch noch nicht aufgefallen.
00:39:01: Ich muss dazu aber auch sagen, dass wir noch nie eine Auswertung gemacht haben über die Wochentage, an denen Behandlungsfehler passieren.
00:39:08: Wir können alles mögliche...
00:39:09: Ich schaue mal nach, wann ihr immer einen Prozess verloren habt.
00:39:11: Ja, ja, ja.
00:39:13: Tatsächlich könnte man das sogar.
00:39:14: Wir können alles mögliche auswerten.
00:39:16: Und das tun wir auch, um natürlich auch Fehlerprävention zu betreiben.
00:39:20: Das wäre mal interessant.
00:39:21: Ich kann ja mal unseren Graph-Zahl fragen.
00:39:23: So heißt der liebe Kollege, der sich mit den ganzen Auswertungen beschäftigt.
00:39:26: Vielleicht können wir da mal... machen.
00:39:29: Und wenn du schon weißt, der geht schon seit zwanzig Jahren nicht freitags ins Krankenhaus, dann
00:39:33: sprich das
00:39:33: ja auch schon Bände.
00:39:34: Dann
00:39:34: sprich das dafür, dass er diese Auswertung schon mal heimlich gemacht hat und sie uns einfach vorenthalten hat.
00:39:39: Ich achte ja immer auf sowas, als Zippo Ronda und gehe tatsächlich niemals am Freitag dann irgendwo hin.
00:39:44: Da sind die schon halb auf dem Golfplatz.
00:39:46: oder so fieses Klischee jetzt.
00:39:48: Dann lass dich am besten auch nicht freitags vom Laster überfahren, am besten einfach
00:39:51: gar nicht.
00:39:51: Genau, da achte ich auch vor allem immer besonders drauf.
00:39:54: Klingt gut.
00:39:54: Nee, einfach am Freitag wegschließen im Haus.
00:39:57: Deshalb ist das.
00:39:58: Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil.
00:40:02: Diese Notaufnahmefolge mit Wiebke Duisberg aus Hamburg war interessant und lustig.
00:40:07: Vielen Dank.
00:40:08: Sehr gerne Reif.
00:40:08: Ich freue mich sehr, dass ich da sein durfte.
00:40:10: Es hat mir Spaß gemacht.
00:40:11: Wieder viel gelernt.
00:40:12: Notaufnahme könnt ihr auf allen Podcast-Plattformen hören.
00:40:15: Natürlich auch bei Amazon Music, Podimo und Tune-in-Radio.
00:40:19: Und mehr Notaufnahme gibt's auch zum Lesen.
00:40:21: Das Buch zum Podcast gibt es überall, wo es Bücher gibt.
00:40:24: Zum Beispiel auch direkt mit dem Link in den Show-Notes dieser Podcast-Folge.
00:40:28: Und wenn das nicht stimmt, dann könnt ihr mich verklagen.
00:40:31: Aber ich nehme mir Wiebke als Anwältin.
00:40:32: Jawoll,
00:40:33: ich hau dich raus.
00:40:34: Ich bin
00:40:34: Ralph Potzos und ich freue mich, wenn ihr diesen Podcast abonniert und weiter empfehlt, liked und natürlich wiederhört.
00:40:39: Bis zum nächsten Mal.
00:40:41: Und Wiebke, wir haben nicht das letzte Mal bei Notaufnahme gesprochen.
00:40:44: Ich hoffe.
00:40:46: Notaufnahme.
00:40:47: Die lustigsten Patientengeschichten.
00:40:52: Ihr seid Ärztin, Arzt oder Arzthelfer.
00:40:55: Ihr arbeitet in Gesundheitswesen.
00:40:57: Ihr habt auch
00:40:58: unterhaltsame Geschichten mit Patienten erlebt.
00:41:00: Dann schreibt uns gerne
00:41:01: an notaufnahmeatpotever.de.
00:41:05: Und nächstes Mal hört ihr... Es gab auch während der Zivilzeit einen Zivildienstleistenden.
00:41:11: Ich hatte früher mal gedacht, das wär's du, aber du weißt das nicht.
00:41:13: Wir waren da in Ralfstedt und da gab's auch so Bandschrankende von Zügelängen.
00:41:17: Ach so, okay, drübergehe flogen.
00:41:19: Und da ist einer tatsächlich mit dem Zivilbus drüber gesprungen.
00:41:23: Also so stuntmenmäßig, der hatte keinen Bogen.
00:41:26: Weiß nicht, welch gern gewesen.
00:41:29: Das war schon ne krasse Nummer.
00:41:30: Bestimmt Essens-Tour, kann ich mir überholen.
00:41:33: Notaufnahme.
00:41:35: Die lustigsten Patientengeschichten.
00:41:37: Eine Produktion von PotEva.